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Liebe Gemeinde

steil geht der Weg im Weinberg hinauf, die Sonne scheint kräftig und wärmt stark. Rechts und links hängen Trauben dicht an dicht an den Reben. Gut anzusehen, leider noch nicht reif. Doch sie erinnern mich, mitten im Urlaub, an den Herbst mit den Erntedankfesten in unseren Gemeinden. Dann werden Trauben und Brot auf dem Altar liegen. Auf der linken Altarseite das Brot, auf der rechten Altarseite die Trauben und erinnern an die zwei Elemente des Heiligen Abendmahls: Brot und Wein als Leib und Blut unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, für uns von ihm gegeben zur Vergebung unserer Schuld. Und Brot und Wein werden gemeinsam mit den anderen Erntegaben daran erinnern, was Gott uns auch in diesem Jahr wieder geschenkt hat: an Früchten des Feldes und des Gartens, an Früchten der Arbeit und des Lernens.
Ich gehe durch den Weinberg. Dicht an dicht hängen die Trauben an den Reben des Weinstockes. Noch sind sie unreif und ich gehe an ihnen vorbei. Ich gehe an ihnen vorbei, wie ich wohl allzu oft in meinem Alltag an den Dingen vorbeigehe, die mir (noch) nichts nützen oder die für mich so selbstverständlich sind. So selbstverständlich wie das Wissen, dass die Trauben noch reifen werden und bei der Lese dann süß und saftig sind.
Ich denke nicht groß darüber nach, welches Geschenk und welcher Grund für einen Dank damit verbunden ist. Sie sind halt da, die Dinge, die Martin Luther im Kleinen Katechismus in der Erklärung zum ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses im Stil seiner Zeit so benennt:
„Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat … dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin. Das ist gewisslich wahr.“
Soweit Martin Luther.
Liebe Gemeinde, Gott zu danken und sich bewusst zu machen, dass Selbstverständliches doch nicht selbstverständlich ist, dazu brauche ich wohl das Erntedankfest. Als wenigstens einen Tag im Jahr, an dem ich mir das bewusst mache bzw. an dem mir das bewusst gemacht wird.
Der Gang durch den Weinberg im Sommer mit seinen noch unreifen Trauben erinnert mich daran, wieviel Dankenswertes, wieviel Gutes und wieviel Freude ich geschenkt bekomme.
Dafür zu danken und dies zu genießen, werde ich ermutigt.
Und wenn die Trauben auch noch nicht reif sind, die Trauben des vergangenen Jahres lassen sich im Glas vortrefflich genießen.
Pfarrer Michael Ramsch

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